Ausstattung | Kleidung 2, Seidencotte einer Dame
Seidencotte einer Dame

Die von uns rekonstruierte überbodenlange Cotte besteht aus roter Seide, deren Muster nach dem Original eines venezianischen Seidengewebes aus dem 13. Jahrhundert gefertigt wurde. Die tiefen Rottöne konnten im Hochmittelalter durch Färbungen mit dem äußerst kostspieligen Farbstoff der Kermes-Schildlaus erzielt werden. Die Ärmel der Cotte liegen, dem Zeitgeschmack entsprechend, extrem eng an. Da uns für die Mitte des 13. Jahrhunderts keine deutsche Quelle für geknöpfte Ärmel bekannt ist, haben wir diesen Effekt durch Einnähen der Trägerin in die Ärmel erzielt (Schlitzung am Unterarm). Verschiedenen Textquellen zufolge war ein Einnähen oder -schnüren in Kleidungsstücke in höfischen Kreisen durchaus üblich (vgl. E. Brüggen: „Kleidung und Mode in der höfischen Epik des 12. und 13. Jahrhunderts“). Weite und Faltenwurf der Cotte ergeben sich durch seitlich sowie an Vorder- und Rückenteil eingearbeitete Keile ("Gêren").

Die Stickereien auf kamillengefärbter Seide bestehen aus Goldlahn, mit Gallapfel gefärbten Seidenfäden und Süßwasserperlen. Das Muster orientiert sich an einem mittelrheinischen Antependium aus dem 13. Jahrhundert. Ein solches hochmodisches Kleidungsstück hat aufgrund seiner Länge, Stofffülle und Materialbeschaffenheit reinen Repräsentationscharakter und ist für jede Art körperlicher Arbeit gänzlich ungeeignet.

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